EUROPA IN SZENE

AUDIENZ + Nach(t)gedanken

Vácalv Havel

Audienz-502-(c)-Julia-Kampichler

»Aber es geht doch um das Prinzip! Aus Prinzip kann ich mich doch nicht daran beteiligen: An einer Praxis, mit der ich nicht einverstanden bin!«

Vaněk

Vaněk, einst bekannter Schriftsteller, jetzt Hilfsarbeiter in einer Brauerei, wird zur „Audienz“ beim Braumeister gerufen. In totalitären Systemen überwacht jede:r alle. Ein solches System ist diese Brauerei. Für eine Beförderung soll Vaněk Spitzelberichte über seine ehemaligen Kolleg:innen anlegen. Aus Prinzip lehnt er ab, wird aber unmittelbar durch seinen Vorgesetzten mit der autoritären Gewalt der Überwacher konfrontiert. Spätestens jetzt wird Vaněk zum Dissidenten.

Havel schrieb Audienz als Teil einer Trilogie um den Bühnenautor Vaněk in der Zeit nach der Niederschlagung des Prager Frühlings, als das kommunistische Regime seine totalitären Züge wieder voll re-etabliert hatte. Nicht nur in der Figur des Schriftstellers Vaněk zeigen sich starke autobiografische Züge – auch verschiedene Verweise auf Freunde Havels, wie den Autor Pavel Kohout, finden sich.

In einer Zeit, in der das Autoritäre wieder erstarkt, sich ausbreitet und Demokratien bedroht, liest sich das vermeintlich Absurde in Audienz wie ein Kommentar auf aktuelle Geschehnisse.

Nach(t)gedanken: Kunst und Haltung – Ein Epilog zu Audienz

Václav Havel seziert in seinem Werk Systeme und Umstände, die Menschen zum Vertuschen, Verstummen und Vernadern bringen. Subalternität, Rückgradlosigkeit und geistlose Gleichschaltung sind die Folgen. Im zweiten Teil des Abends denken folgende Autor:innen laut über Haltung, Meinungsfreiheit und Originalität in unseren Tagen nach:

Peter Roessler (4.3.), Jaroslav Rudiš und Wolfgang Müller-Funk (5.3.), Theodora Bauer (9.3.), (Änderung:) Ronald Pohl (12.3.), Mario Wurmitzer(18.3.), Daniela Strigl (24.3.), Solmaz Khorsand (26.3.), Gerhard Ruiss (30.3.), Margret Kreidl (1.4.)

Moderation: Anna Maria Krassnigg

MEDIENECHO:

«Havel ist wieder ungeheuer aktuell. [..] Regisseur Florian Thiel machte daraus eine körperbetonte, 65 Minuten lange Aufführung, die mit starkem Applaus bedacht wurde. [..] Wenn Nico Dorigatti als Vanek über den Tisch hechtet, fürchtet man um sein Leben. Bewundernswert ist auch, wie Schmidt sich durch die Szene turnt.»  (Die Presse)

«Regisseur Florian Thiel verlässt sich auf die Kraft der Dialoge und inszeniert herrlich-tragikomische Szenen, die die „Macht der Ohnmächtigen“ zeigen. Mit einem zugleich genauen Blick auf den Text als auch einer sanften Adaption ins Heute der opportunistische Braumeister wird hier von der jungen Alexandra Schmidt gespielt, die im eleganten Hosenanzug den Typus der modernen Managerin vertritt – gelingt es Thiel, die slapstickartigen, absurden Momente hervorzuheben.» (Die Furche)

«…besticht durch viel Körpereinsatz von Alexandra Schmidt als Braumeisterin und Nico Dorigatti als Vanek. Er, der Schriftsteller und Politkritiker, der sich in der Brauerei verdingen muss, und sie, die „Parteisoldatin“, die ihn bewundert und gängelt. [..] Fazit: Ein eindrucksvoller Einakter.» (NÖN)

Alle Medienberichte

SCHAUSPIEL:

Nico Dorigatti
Alexandra Schmidt
Sophie Borchhardt

TEAM:

Regie: Florian Thiel
Bühne: Julius Leon Seiler, Florian Thiel
Kostüme: Maria Lena Poindl
Licht: Lukas Kaltenbäck

Dramaturgie: Marie-Therese Handle-Pfeiffer

Autor: Václav Havel (Deutsch von Gabriel Laub)
Aufführungsrechte beim Rowohlt Theater Verlag, Hamburg

Eine Produktion der wortwiege, gefördert durch das Land Niederösterreich und die Stadt Wiener Neustadt.

VORPREMIERE:

Do 2. März 2023 (19:00)

PREMIERE:

Sa 4. März 2023 (19:30)*

VORSTELLUNGEN:

So 5.3. (15:00); Do 9.3. (19:30)*; So 12.3. (15:00);
Sa 18.3. (19:30);
Fr 24.3. (19:30); So 26.3. (15:00);
Do 30.3.* (19:30); Sa 1.4. (19:30)

* Stückeinführungen am 4.3., 9.3. und 30.3. jeweils um 18:30 Uhr.

DAUER:

ca. 2 Stunden, inkl. 1 Pause (Audienz + Nach(t)gedanken)

SPIELORT:

Kasematten Wiener Neustadt
Bahngasse 27
2700 Wiener Neustadt

TICKETPREISE:

Kategorie A: € 45
Kategorie B: € 38
U25-Ticket: € 10 (bis zum vollendeten 25. Lebensjahr)
Ermäßigungen siehe hier.

Alle Preisangaben inkl. USt.

Florian Thielgeboren 1993 in Gelsenkirchen, studiert Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien. Regieassistent am Theater in der Josefstadt, wo er mit Janusz Kica, Günter Krämer, Helmuth Lohner u.a. zusammenarbeitet. 2017 entsteht die erste eigene Inszenierung Demut vor deinen Taten, Baby (Laura Naumann), es folgen 2018 Auf dem Land (Martin Crimp) und 2019 Magic Afternoon (Wolfgang Bauer) am Theater in der Josefstadt. Seit 2021 studiert er Schauspielregie am Max Reinhardt Seminar. 2021 wird das Hörspiel Granatsplitter in seiner Inszenierung mit dem Ö1-Publikumspreis des Hans-Gratzer-Stipendiums ausgezeichnet.