„Quais de Seine“ von Alexandra Badea:
Die anhaltend brodelnden Kriegstraumata des europäischen Kolonialismus und ihrer Familie drängen unaufhaltsam in Noras erinnerungsscheues Bewusstsein: Gegenwart entsteht durch Geschichte(n).
»Wir können unsere Toten nicht versöhnen… Nicht solange wir weiterhin lügen.«
Ablauf:
Entschlossen, die düsteren Kapitel der französischen Geschichte auszuleuchten, arbeitet Nora an einem Radiofeature über die blutige Zerschlagung einer friedlichen Demonstration gegen den Algerienkrieg im Herbst 1961. Da findet sie sich plötzlich in der Mitte einer Brücke wieder, die sie nicht überqueren kann. Die junge Frau wird von einer derart intensiven Angst überwältigt, dass sie sofort umkehren und die Brücke verlassen muss. Auf der Suche nach dem Ursprung dieses überlebensgroßen Gefühls drängen die Geschichten ihrer Eltern und Großeltern immer heftiger ins Hier und Jetzt. Die Vergangenheit, über die niemand spricht, zwingt Nora, das Schweigen und die Leere in sich zu überwinden.
Aus dem Schatten: Quais de Seine ist der mittlere Teil von Alexandra Badeas gefeierter Theatertrilogie über die anhaltend brodelnden Traumata des europäischen Kolonialismus. Die Autorin und Regisseurin gräbt in den tiefen Wunden der Geschichte Frankreichs, wo sie seit 2003 lebt. Was sich nicht vergessen lässt, findet in ihren Stücken unaufhaltsam seinen Weg ins erinnerungsscheue Bewusstsein.
Theatrale Lesung mit: Saskia Klar, Johnny Mhanna, Jens Ole Schmieder und Selina Ströbele
Regie: Azelia Opak
Moderation: Anna Luca Krassnigg
Eine Produktion der Wortwiege, gefördert durch das Land Niederösterreich und die Stadt Wiener Neustadt mit Unterstützung des Rumänischen Kulturinstituts Wien im Rahmen der SEA CHANGE Initiative.
Alexandra Badea
Die in Rumänien geborene Autorin, Regisseurin und Bühnenbildnerin lebt und arbeitet seit 2003 in Paris. Ihre auf Französisch verfassten Theaterstücke wurden in mehrere europäische Sprachen übersetzt und international aufgeführt. Außerdem veröffentlichte sie 2013 ihren ersten Roman und schrieb Kurzfilme und Hörspiele. Das Stück Zersplittert wurde u.a. in Deutschland mehrfach inszeniert und mit dem Grand Prix de Littérature Dramatique 2013 ausgezeichnet. Badeas Trilogie Points de non-retour mit dem deutschen Titel Aus dem Schatten entstand zwischen 2018 und 2021. Alle drei Teile wurden jeweils unter ihrer Regie in Frankreich uraufgeführt. Als Theaterregisseurin inszeniert sie an internationalen Theatern, u.a. in Frankreich und Rumänien.
Azelia Opak
Azelia Opak absolvierte 2023 ihr Regiestudium am Max Reinhardt Seminar. Während ihrer Studienzeit brachte sie u. a. Der Vater von August Strindberg sowie Thomas Bernhards Ritter, Dene, Voss zur Aufführung brachte. Für die wortwiege inszenierte sie 2022 Shakespeares Coriolanus. Ihr selbstgeschriebenes Werk Greta brachte sie am Schauspielhaus Salzburg auf die Bühne. Ihr Operndebüt Jorinde wurde im Rahmen von Wien Modern in Zusammenarbeit mit der Taschenoper und dem Landestheater Linz uraufgeführt. In Reichenau gestaltete sie die Doderer-Stationen in der Riegelhof Villa von Heimito von Doderer, und bei den Musiktheatertagen Wien zeigte sie die Performance Von Gläsernen Himmelsscherben. 2024 brachte sie ihre Dramatisierung der Novelle Venus im Pelz von Leopold Sacher-Masoch im Theater Nestroyhof / Hamakom zur Aufführung und inszenierte Gabriele Kögls Monolog Brief vom Vater in der Burg Raabs. Zudem verfasste sie das Libretto für die Oper Die Odyssee des Telemachos, die in ihrer Inszenierung im Oktober 2024 im Dschungel Wien Premiere feierte. Weitere Informationen unter www.azeliaopak.com.